Mittwoch, 17. Dezember 2014

Ferien aus heiterem Himmel!



Hallo ihr Lieben!

Nach viel zu langer Funkstille melde ich mich wieder zurück. Es ist viel passiert und doch schien mir nichts wirklich 'erzählenswert'. Wohl das endgültige Zeichen, dass hier eine Art Alltag eingezogen ist. So langsam habe ich mich an das Fremde gewöhnt. Ich fahre wie selbstverständlich Chapa, feilche um das Obst auf der Straße, ignoriere gekonnt manch lästige psssst-Laute oder Mulungu-Rufe und wundere mich eher, wenn bei strömendem Regen das Licht funktioniert, als zu berichten, dass ich schon wieder im Dunkeln sitze. Und so geht es mir zur Zeit wohl in vielerlei Hinsicht.

Obwohl ich während der letzten Tage feststellen durfte, dass ich doch lieber auf Strom als auf Wasser verzichten möchte/kann. Besagtes blieb nämlich für ganze 4 Tage aus, was unsere Wasserreserven doch an ihre Grenzen brachte! Im Nachhinein auch  eine interessante  Erfahrung. Da wird einem erst einmal bewusst, wie elementar wichtig Wasser ist – und ich spreche nicht von dem Luxus: Wasserhahn aufmachen und es läuft! Kochen, Abspülen, Duschen und Klamotten waschen, das geht auch alles prima mit Wasser aus Eimer, Kanister und Co. Wenn allerdings auch die schließlich nichts mehr bereit halten, wird’s echt happig!
Aber wieder zum Eigentlichen. Denn wie gut, dass mein Papa mir hier und da selbst aus dem fernen Deutschland noch "väterliche Ratschläge" erteilen kann. Er meinte via Skype, es wäre doch noch mal aller höchste Zeit, meinen Blog zu aktualisieren! :D Und Recht hat er ja, es gibt tatsächlich etwas zu berichten.



Am 1sten Dezember hieß es nämlich ganz plötzlich für Inga und mich: Ferien!
Nun mag manch einer von euch denken - ey super, ist doch klasse!. Eigentlich schon, gar nicht so verkehrt der Gedanke...hätten wir davon gewusst. Eher durch Zufall durften wir erfahren, dass die Escolinha ab Dezember bis hinein ins neue Jahr geschlossen wird. Nach Feierabend wurden wir auf dem Weg zur Chapastation von unserem Vorgesetzten zu einem Strandtag eingeladen - für montags. Darauf hin tauschten wir natürlich nur verdutzte Blicke und erwiderten, dass wir - wie er ja wissen sollte - am Montag arbeiten müssten. Auf sein herzhaftes Lachen folgte nur ein "wie hat man euch das noch nicht gesagt? Am Freitag ist der letzte Tag für dieses Jahr."
Nein!! Das hatte weder er, die Köchin, noch unsere tolle Chefin und Mitarbeiterin für nötig gehalten – ärgerlich!
Um in diesem Beitrag jedoch nicht nur meinen Frust über die eher schwierige Zusammenarbeit im Projekt los zu werden, auch noch ein wirklich tolles Ereignis aus meinem Arbeitsalltag: 


Am 28sten November fand ein großes Abschiedsfest für die ältesten Kids statt, da sie nach den Ferien in die Schule gehen werden. Für uns zwei Freiwillige hieß das, um acht Uhr auf der Matte stehen, um alles vorzubereiten. Wir haben unzählige Luftballons aufgeblasen und zu geknotet, Tische gerückt und Stühle für die Eltern aufgestellt. Außerdem durften wir zusammen mit einigen Mamas unsere (bei mir eher nicht vorhandenen) Kochkünste unter Beweis stellen. Hier ist nämlich nix mit Partyservice oder Pizzabote. Von Feschuada und Reis über Pommes und Salat bis hin zu Hühnchen, Fisch und Suppe wurde alles selbst gemacht. Und zwar vom Grundprodukt aus. Was soviel heißt wie: am Anfang waren da z.B. Kartoffeln und sechs bis sieben Hühner, die noch munter über den Hof flatterten. Mit denen wurde dann hinter der Hausecke kurzer Prozess gemacht (soviel zu dem Spruch "um die Ecke bringen"). Und ehe ich mich versah, saß ich zwischen drei afrikanischen Mamas, die einen riesen Spaß hatten, mir beizubringen, wie man richtig Hühnchen rupft - wieder was gelernt! :D Danach hieß es ewig lang Chima rühren und unzählig viel Salat schnibbeln. Nach acht Zwiebeln in Folge brauchte ich dann erst einmal eine "Heulpause".
Kurzes Stärkung vor dem Kochmarathon


Die Ruhe vor dem Sturm




Erst Pommes fritieren..

..dann den Grill für's Hühnchen anschmeißen
Schmeckte leider nur halb so gut, wie sie aussah.. :D
Nach dem überreichen der Diplome

Graduação 2014

Fotosession


Als um 16:00 endlich das eigentliche Fest begann, inklusive Urkunde überreichen, Kuchen anschneiden und einem schrecklichen Keybordspieler (der hat doch glatt bei 33°C und strahlendem Sonnenschein "JingelBells" und "Stille Nacht" gespielt – soviel zu Kulturschock) war ich eigentlich schon ziemlich kaputt. Aber vorbei war der Tag noch lange nicht. Nach dem 'offiziellen Teil' folgte ein stundenlanges Fotoschießen der Kleinen mit und ohne Eltern, verschiedenste Familien- und Feundekonstelationen – das reinste Blitzlichtgewitter. Die Kids machten aber auch einen zu ulkigen Eindruck in ihren schwarzen Umhängen. Mich erinnerte das ganze sehr stark an einen Mischmasch aus amerikanischem Collegeabschluss und Hogwarts. Was mir jedoch so suspekt vorkam, scheint hier durchaus normal zu sein. In den folgenden Tagen begegneten mir immer wieder kleine Harrry Potter-Doubel auf der Straße. Dann wurde endlich das Buffet eröffnet und zum Abschluss auch noch der Kuchen verspeist.
Ja und jetzt habe ich also bis zum neuen Jahr frei. Da unsere von mir so „geliebte“ Chefin uns aber wie oben erwähnt erst vier Tage zuvorher mitgeteilt hatte, dass die Escolinha im Dezember geschlossen ist, hab ich natürlich keine Zeit zur Planung größerer Reisen gehabt.
Langweilig wird mir bisher dennoch nicht. Dienstags gehe ich einfach wieder für einen ganzen Arbeitstag in mein altes Projekt, dort gibt es immer genug zu tun. Zur Zeit sind außerdem fünf Enkelkinder von 4-9 Jahren zu Besuch. Sprich auch 'zu Hause' Aktion pur, meine Gastmama ist froh, wenn ich ihr ein Bisschen zur Hand gehen kann oder die Kids einfach nur ne Zeit lang mit Fußballspielen beschäftige.

So das war's dann erst einmal von mir. In den nächsten Tagen versuch ich mal ein wenig meine dieses Jahr ganz spezielle Adventszeit zu beschreiben. Bis dahin esst fleißig Plätzchen für mich mit!
Ihr fehlt mir

Eure Anna

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